Die Marke Energiestadt wird im Jahre 1988 von ein paar weitsichtigen Organisationen ins Leben gerufen, mit dem Ziel eine fortschrittliche Umsetzung der Energie- und Klimaziele auf kommunaler Stufe voranzutreiben. Bereits drei Jahre später – im Jahr 1991 – zeichnete der damalige Bundesrat Adolf Ogi Schaffhausen als erste Energiestadt aus. 2004 wird zum ersten Mal das Label Energiestadt Gold an die Städte Riehen und Lausanne vergeben. Und heute leben rund 60% der Schweizer Bevölkerung in einer der rund 480 Energiestädten. Was also vor knapp 40 Jahren begann, ist heute aktueller denn je – und gleichzeitig kontrovers diskutiert wie schon lange nicht mehr. Dieser Artikel soll Aufklärungsarbeit leisten.
Energiestädte sind Vorreiterinnen und zeichnen sich durch überdurchschnittliche Anstrengungen in der kommunalen Energie- und Klimapolitik aus – eine der ganz wichtigen Aufgaben unserer Zeit. Energiestädte schlagen neue Wege ein, sind kreativ bei der Umsetzung von Massnahmen zu Gunsten des Netto-Null Ziels, sie informieren und sensibilisieren die Bevölkerung über Chancen, Risiken und Möglichkeiten, und setzen Zeichen für eine nachhaltige Zukunft mit einer hohen Lebensqualität auf Stufe Gemeinde, Stadt und Region.
Basis dazu ist das Netto-Null Ziel bis 2050, das vom Volk dreifach bestätigt wurde:
- 21. Mai 2017: 58.2% JA-Stimmen zum neuen Energiegesetz
- 18. Juni 2023: 59.1% JA-Stimmen zum Klima- und Innovationsgesetz (KIG)
- 09.Juni 2024: 68.7% JA-Stimmen zum Stromgesetz
Der Auftrag an Politik, Wirtschaft und auch an die Gesellschaft als Ganzes ist also klar! Energiestadt ist dabei ein Werkzeugkoffer, der Gemeinden in der Umsetzung unterstützt.
In den letzten Wochen und Monaten wurde ich immer wieder darauf angesprochen, dass Energiestadt übermässig Geld koste und Gemeinden wie Oensingen sich das nicht leisten könnten. Zu Unrecht, denn Energiestadt beleuchtet in erster Linie Investitionen, die ohnehin getätigt werden müssen, auf Zielkonformität und gibt Impulse für eine zukunftsgerichtete Umsetzung, die meistens im Betrieb mit deutlich tieferen Kosten zu Buche schlägt. Wenn also z.B. die Strassenbeleuchtung ersetzt werden muss, regt Energiestadt die Kommunalpolitik und Verwaltung an, effiziente Leuchten (LED) zu beschaffen. Nun mag dies eine leicht höhere Investition sein im Vergleich zu konventionellen Natriumdampflampen. Diese ist aber aufgrund des viel tieferen Stromverbrauchs innert kürzester Zeit amortisiert.
Auch auf die Kosten der Energieapéros wurde ich mehrfach angesprochen. Ich stellte fest, dass der Bevölkerung nicht bewusst ist, dass diese vollständig durch Sponsorengelder finanziert werden und für Oensingen haushaltsneutral sind bzw. waren. Diese Finanzierung durch Sponsoren ist im 2025 nicht mehr gewährleistet, weshalb die Energieapéros nicht mehr im bisherigen Format stattfinden können. Die Kommission Energiestadt überlegt sich alternative Formate, um die Bevölkerung in den Themen der Energiestadt zu informieren. Aktuell ist ein Social Media Kanal (Facebook) der Energiestadt Kommission im Aufbau.
Vieles konnte in den letzten Jahren erreicht werden. Die Rezertifizierung im Herbst 2024 hat die Gemeinde über 10 Prozentpunkte weiter in Richtung Energiestadt Gold gebracht – ein Auftrag, den die Oensinger Bevölkerung uns erteilt hat. Um diesen zu erfüllen, braucht es aber noch einige Anstrengungen bis 2028. Die gute Nachricht: Alles, was es dazu braucht, gibt es bereits. Wir müssen es nur noch tun. Deshalb:
- Lasst uns weiterhin gemeinsam für das Netto-Null Ziel und mehr Lebensqualität kämpfen.
- Lasst uns kreativ sein, Hindernisse umgehen und Wirkung erzeugen.
- Lasst uns die Lust am Neuen wecken.
- Lasst uns die Seelen der Menschen gewinnen – denn Verführung ist immer nachhaltiger als Erkenntnis.
Um Religionen, Öl und Gas werden unzählige Kriege geführt. Um Sonnenstrahlen und Wind wird das nie passieren. Polarisierung und Machtkämpfe bringen uns nicht weiter. Konkrete Lösungen und Macherqualitäten schon. Politik und Meinungen werden mit Worten gemacht. Energiestadt wird man durch Taten.
Herzlichen Dank für Ihre Unterstützung.
Januar 2025 | Christoph Schaer, Präsident Energiestadt-Kommission Oensingen